Rezension – „85 kreative Spiele und Übungen zur Selbstregulation bei Kindern“ von Tabea Maibaum

Rezension – „85 kreative Spiele und Übungen zur Selbstregulation bei Kindern“ von Tabea Maibaum

Es gibt Bücher, die werden für Kinder geschrieben oder um ihnen zu helfen und es gibt solche, da geht es nur um die Belange der Eltern, das Kind „ruhig zu stellen“ oder es „zu regulieren“. Oh ja, man merkt meinen Sarkasmus heraus und auch meine leichte Verstimmung. 

Infos zum Buch:

Softcover: 160 Seiten
Verlag: Lewis Verlag
ISBN-10: 978-3000779930
Preis: 14,99 €

Inhalt:

Kreative Spiele und Übungen für Kindergarten- und Grundschulkinder, um die emotionale Entwicklung zu fördern und einen harmonischen Alltag zu schaffen

Die emotionale Entwicklung Ihres Kindes liegt Ihnen am Herzen? Sie möchten nicht, dass Ihr Kind beim nächsten Einkauf schreiend auf dem Boden liegt? Oder einen nicht enden wollenden Heulkrampf bekommt, weil es das Kuscheltier aus dem Regal nicht haben darf? Sie wollen auch nicht, dass es wieder Diskussionen, Ärger und Frustration gibt, wenn Ihr Kind ins Bett soll?

(…)

Meine Meinung:

Ich schreibe normalerweise keine solchen Kritiken, aber gerade bei Büchern, die bei „der Erziehung“ helfen sollen und dann noch als Ratgeber angepriesen werden, hört es bei mir auf. 

Aber zunächst einmal vorab: man sollte ein Buch niemals nach seinem Einband beurteilen – kennen wir alle, machen wir trotzdem. So auch ich in diesem Fall, da ich mich wirklich darauf gefreut habe und hoffte, tatsächlich Übungen zur Selbstregulation von Kindern auf spielerische Art und Weise zu erhalten. Das Cover ist nicht überladen, lädt zum Spielen ein und suggeriert, dass es sogar den Kindern Spaß macht. 

Geschrieben wurde das Buch von Tabea Maibaum – wer genau das ist, was sie macht oder ob es sich hierbei nicht um ein KI-generiertes Buch handelt, das „mal eben schnell geschrieben und über Amazon KDP veröffentlicht wurde“, um Umsätze zu generieren, ist nicht ersichtlich. Ich tippe aber fast auf Letzteres, obwohl ich mir erhoffte, hier eine fundierte Sammlung zu finden. 

Aufgebaut ist das Buch in 5 große Bereiche: Verhaltensregulation, Impulskontrolle, Handlungsplanung, Emotionsregulation und Sicherheitsgefühl. Für jeden der Bereiche gibts eine kleine Einführung, die sehr an der Oberfläche von allem kratzt, das ich jemals gehört und gelesen habe – wissenschaftliche oder psychologische oder aber auch pädagogische Strukturen oder Wissen ist hier nicht zu finden. 

Danach folgen für jeden Bereich Spiele, die allen hinlänglich bekannt sind. So wird „Memory“ in verschiedene Formen für Kinder in unterschiedlichen Altersklassen abgewandelt (Kindergarten- oder Grundschulalter) oder auch „Stille Post“ um nur zwei Beispiele zu nennen. 

Regulation bedeutet hier aber in vielen Spielen „unterdrücken“ und „für sich behalten“, anstatt zu kommunizieren und gemeinsam einen Weg zu finden. 

Gegen Ende des Buches dachte ich, „jetzt kommt es, DAS ist der Wendepunkt, jetzt wird es richtig gut“, denn es folgten diese Sätze: 

„Wichtig ist, dem Kind zu vermitteln, dass jedes Gefühl seine Berechtigung hat. Denn hinter dem Gefühl steht ein Bedürfnis!“

DAS unterschreibe ich so und sage laut: JA, so ist es! Unsere Kinder wollen uns nicht nerven oder ärgern, wenn sie laut werden oder „nicht gehorchen“, hinter ihrem Verhalten steckt ein kindliches Bedürfnis, das sie noch nicht so kommunizieren können und was wir gemeinsam mit ihnen ergründen und dann erfüllen sollten (wenn es denn geht). 

Doch auch hier wurde ich bitter enttäuscht, denn das nächste Spiel, das hier vorgeschlagen wird heißt „Halt! Stopp!“ und soll tatsächlich so ablaufen, dass das Kind zunächst all seine Emotionen rauslassen, also schreien, toben und wüten darf und dann durch diese beiden Worte vom Erwachsenen gestoppt wird. Das soll dem Kind bei der Regulation helfen. Ähm … NEIN, tut es nicht. Das unterbindet sämtliche Emotionen und suggeriert den Kindern, dass ihre Bedürfnisse nicht wichtig sind. Diese Übung hat mich eher an eine Domestizierung erinnert als an ein Spiel der Selbstregulation. 

Alles in einem kann ich sagen: schicker Einband, aber nichts dahinter! Absolut nicht empfehlenswert und weder aus psychologischer, noch pädagogischer Sicht wert- oder sinnvoll für ihr Kind! 

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